Mittwoch, 19. Februar 2020: Das Licht verlöscht, ein letztes Rascheln und Hüsteln im gut besetzten Saal in Gleis11, und der Film startet. „Chocolat“ von Lasse Hallström mit der unvergleichlichen Juliette Binoche – ein Märchen für Erwachsene – entführt die Besucher*innen in ein verschlafenes Provinzstädtchen in Frankreich und zeigt, dass es schwierig, aber auch möglich ist, die Menschen zu mehr Toleranz zu bewegen. Eine im wahrsten Sinne des Wortes „süße“ Geschichte.

Das Team des Café Sperrsitz: Dieter Sauer, Gerlinde Brand, Thomas Kerner, Gabriela Wejat-Zaretzke, Harald Bous (v.l.)


Café Sperrsitz? Das QI-KulturWerk, der Verein für Kunst und Kultur in Quadrath-Ichendorf, hat das Projekt ins Leben gerufen. An jedem dritten Mittwoch im Monat wird ein Film in Gleis11 gezeigt. Dazu gibt es kostenlos Kaffee und Kuchen in gemütlicher Runde. Die Macher*innen von Café Sperrsitz betonen, dass es sich nicht um ein kommerzielles Kino handelt. Mit 1 € Eintritt deckt man gerade mal die Kosten, Konkurrenz zu den Kinos im Rhein-Erft-Kreis entsteht schon deshalb nicht, weil man nur sehr defensiv Werbung betreibt. Wer Infos über die nächsten Filme bekommen will, nimmt sich einen Flyer in Gleis11 mit oder lässt sich über die Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. auf eine Mailingliste setzen und wird über das Programm informiert. Der Vorstellungsbeginn um 15:30 Uhr und die Kaffee-und-Kuchen-Ausgabe ab 15:00 Uhr deuten auf die anvisierten Zielgruppen hin: Einerseits ältere Menschen, die nicht mehr in die Mühlen des Berufslebens eingespannt sind, andererseits deren Enkel, die man gerne an die Hand nimmt, um ihnen – vielleicht erstmals in ihrem Leben – ein bezauberndes Filmerlebnis zu verschaffen. Die Filmauswahl bezieht also nicht nur die klassischen Erwachsenenfilme, sondern auch Kinderfilme mit ein. Ach ja: Die Generation zwischen den Großeltern und den Enkeln ist natürlich genauso eingeladen!

Die Premiere jedenfalls war ein rauschender Erfolg. Es waren deutlich mehr Zuschauer gekommen, als man erwartet hatte, Kaffee und Kuchen wurden goutiert, der Film kam sehr gut an. Dieter Sauer, Mitglied der Sperrsitz-Crew, begrüßte die Gäste, stellte die Betreiber-Gruppe vor, und Harald Bous, in QI als technischer Problemlöser bekannt, jetzt in der Rolle des Film-Vorführers, startete die Vorstellung. 

Übrigens: Wussten Sie, woher der Begriff „Sperrsitz“ kommt? Bei einem Sperrsitz im Theater (wir sprechen von lange vergangenen Zeiten!) konnte man die Sitzfläche hochklappen und mit einem Schlüssel verriegeln. Einen solchen Schlüssel konnte man sich für eine Zeit kaufen, quasi wie eine Dauerkarte. Im historischen Theater der Stadt Grein in Österreich sind noch Sperrsitze mit Schlüsseln zu besichtigen. Nebenbei: In Grein kann man auch einen alten Vorhang sehen: Er trennte den Theaterraum von der Toilette ab; wer sich dort befand, konnte durch einen kleinen Spalt im Vorhang der Vorstellung weiter folgen – diese Tradition werden wir in Gleis11 nicht weiterführen…

Danke an die freundliche Unterstützung durch den Budgetbeirat von Quadrath-Ichendorf!

Bernd Woidtke